Donnerstag, April 12, 2007

Bergauf

Als sie sich auf das kleine Trittbrett stellte und die Finger zwischen die abgegriffenen Gummiverdichtungen der sonnengelben Strassenbahntür schob, setzte sich die Bahn mit einem Ruck in Bewegung. Bergauf fuhr sie, schneller als erwartet. Der Wind schmiegte sich kräftig um ihren Körper, lies ihr Haar die Bewegung zeichnen die er in die Luft schnitt. Sie lockerte die verkrampften Finger in der Tür ein wenig und zu ihrem Erstaunen war der feste Griff gar nicht nötig gewesen. Auch der Atem entspannte sich langsam, Zug um Zug, aber das Herz wollte nicht aufhören laut zu klopfen. Nur der Rythmus änderte sich: aus dem anfänglichem aufgeregt-ängstlichem Pochen wurde ein befreites, glückliches Schlagen. Die Fahrt war schneller vorbei als sie erwartet hatte, die Bahn hielt genauso jäh wie sie gestartet war. Sie sprang ab, strich sich den verrutschten Mantel glatt und richtete sich den Zopf. Alles in Ordnung. Alles in bester Ordnung. Alles in neuer Ordnung.