Freitag, Januar 13, 2006

rythm is a craftsman

Der aufmerksame Leser dieses Blogs wird mit scharfsinniger Sicherheit auf den Fehler, der schon in der eigentlichen Erstellung dieses Eintrags an sich und überhaupt liegt aufmerksam werden. Er wird sich still denken, in einer Aneinanderreihung von absolut logischen Schlüssen:

1. Lischen ist doch eine Studentin.
2. Der Post wurde um 08:01 erstellt.
3. Wenn a+b (oder 1+2) dann ist eine Studentin noch vor acht Uhr aufgestanden!

Als Hintergrundinformation möchte ich noch folgendes, streng vertrauliches Insiderwissen preisgeben:

1. Nein, Lischen hat keine Uni an diesem Freitag
2. Nein, sie ist gestern nicht mal gewöhnlich früh in ihre Schlafhöle gekommen
3. Sie hat auch keinen wichtigen Termin. Nein.

Ergo: Eine Studentin ist noch vor acht Uhr, ohne unter einem übermächtigen Druck oder gesellschaftlichem Zwang zu stehen aufgestanden. Erstaunlich.

Frage: Was umallesinderwelt treibt Lischen in aller Herrgottsfrühe, um genau zu sein um 07:04 aus den sie beschützenden und wärmenden Federn? Nach ehrlicherweise genau zwei Stunden Schlaf?

Die Antwort ist rätselhaft und mysteriös, ein Geheimnis, dass immer schon in den Tiefen unserer Urängste schlummerte... (man stelle sich hier diese tiefe, kratzige Stimme vor von dem Typ der bei ProSieben immer die Teaser synchronisieren muss vor - wahlweise auch die von Capitain Jean-Luc Picard, dass kann der werte Leser selbst entscheiden... Ich schweife ab. Geheimnisvoll... mysteriös also.) Die Antwort soll hier mit Hilfe einer kleinen Chronologie dem werten Leser nahegebracht weren. (Bedrohliche Hintergrundmusik aus dem Off setzt ein)

07:04
Plok-plokk-plok-plokk-plokk-plokk-plok-plok... (Was ist das um alles in der Welt??? *räkel*) plokk-plokk-plokk-plok-plok-plok-plokkkkk....( vielleicht war es ja nur eine kurze Störung).... plokk-plokk-plokk--plok-plok-plok-plok... (Neiiin)... plokk-plokk-plokk-plokk... (bestimmt hört es gleich auf)... plokk-plokk-plokk-plokk-plokk-plokk... (Nein tut es nicht. Was bitte ist das? Spinnen die um diese Uhrzeit?) ... plokk-plokk-plokk-plokk-plokk-plokk...

07:30
So ging das eine Weile. Es folgte der todesmutige Entschluss aufzustehen und nach dem Rechten zu schauen. Meine lieben Mitbewohner waren auf jeden Fall nicht Urheber des seltsamen Geräuschs aus der Tiefe. Auch sie hatte das "Plokk" um den wohlverdienten Schlaf gebracht.

07:40
Kriegsrat. Kann ich, darf ich, soll ich mich hinuntertrauen und den arglosen Nachbarn, der da offensichtlich irgendwas in seiner Wohnung verändert nach dem Sinn befragen? Sich outen als Langschläfer, Faulpelz, Schmarotzer gegenüber dem arbeitenden Teil der Bevölkerung? Den Stammtischdiskussionen wieder ein Totschlagargument liefern?
Ich muss. (man stelle sich ein stetig andauerndes Plokk zu dieser Szenerie vor, dass den Boden mit gewaltiger Kraft zum Erzittern bringt!... Okok, ein bißchen schriftstellerische Freiheit wird ja noch erlaubt sein...)

07:55
All meinen Mut zusammen nehmend stehe ich vor der fremden Tür und atme tief durch. Wohlgemerkt, es ist nicht die Tür der Nachbarn direkt unter mir, wie ich aufgrund der Lautstärke dachte ermittelt zu haben, sondern die Pforte der Nachbarn im Erdgeschoss!
Was wird mich erwarten... ich klingle zaghaft.

07:56
Die Ereignisse überschlagen sich. Die Tür wird nur einen Spaltbreit geöffnet, ich werde genötigt selbst aktiv zu werden und sie vorsichtig aufzustubsen. Als erstes sehe ich das Grauen selbst: ein prächtiges Klemptnerdekollete. Ich räuspere mich... und fahre mein schwerstes Geschütz auf. Das Dekollete hat auf der anderen Seite, etwas höher in der menschlichen Anatomie angesiedelt versteht sich, auch ein sehr bärtiges Gesicht, dass ich freundlich und etwas schüchtern anlächle. "Was meinen sie, lohnt es sich noch einmal in die Federn zu springen und einzuschlafen?" *blinzel* "Ich komme aus dem dritten Stock!". (Das ist nicht wahr, ich wohne im zweiten, aber hiermit gelobe ich dass ich mir dessen in diesem Augenblick nicht bewusst war und keine böse Absicht gegenüber der WG über meiner eigenen verfolgte! Für die Dramatik in meiner äußerst ausgefeilten Argumetation war diese Hyperbel allerdings ungemein nützlich.)
"Aus dem dritten Stock?" grummelt der Vollbart und ein Teil der Haare in dem Gesicht, ich wage zu behaupten es sei die Augenbraue gewesen, bewegte sich mit einem Zucken nach oben. "Jou, wir schlagen hier groode n Pudz obh, das dauerd woul noch son holbes Stündchen". "Tud mir laid, ellich, ich hob auch keine annere Obeid mehr zu dun hier". Im Kampfrausch bleibt mir nur eine Reaktion übrig: Ich nicke ich entmutigt und wünsche ihm (Ha, da hab ichs ihm gegeben!) einen "schönen Tag noch".

Oha, ich brauche Mitleid, viel Mitleid. Moment. Horcht auf! Hat er da etwa grade aufgehört zu plokken? Ok, einen schönen Tag wünsch ich euch noch und mir eine gute Nacht!

PLOKK
PLOKK
PLOKK

Zu früh gefreut... Arrrrrgh. Das Grauen lebt unter uns.

2 Comments:

Blogger Lischen said...

Falls es interessiert: Das Gehämmer währte noch ganze 3 (in Worten: drei!) Stunden, dann legte ich mich endlich ins Bettchen. Doch das Glück sollte nur von kurzer Dauer bleiben, es kam schlimmer als ich je hätte erahnen können: Grausige Meditationsklänge, diesmal tatsächlich aus der Wohnung unter mir und dann: Amazing Grace. Die ganze Palette an amerikanischen Christmas- und Sonstwas-Carols.
Mir fehlen die Worte.

13 Januar, 2006 15:43  
Blogger timthing said...

OOha, das klingt bitter. Aber endlich hat mal jemand die Courage aufgebracht, die zukünftige akademische Elite des Landes zu normalen Zeiten aus dem Bett zu scheuchen. Mal ganz ehrlich: Braucht nicht jeder von uns ab und zu mal einen bärtigen Handwerker für die Hosentasche, den man anstelle eines Weckers stellt, um uns dann in aller herrgottsfrüh aus den Federn zu holen, und diesem Herrgott dann für die Segnungen des Morgens danken, denn Frühtau ist um 11.00 verflogen.

13 Januar, 2006 20:03  

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